Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Ortsgruppe auf den Fildern

Nahaufnahme des Radverkehrszählers am Laternenmast

Radverkehrszähler © ADFC auf den Fildern

Der Radverkehrszähler der ADFC Ortsgruppe auf den Fildern

Unsere ADFC Ortsgruppe betreibt in Absprache mit der Stadt Leinfelden-Echterdingen einen mobilen Radverkehrszähler. Wie funktioniert so ein Radverkehrszähler eigentlich? Was muss man wissen, um die Ergebnisse richtig zu verstehen?

Was ist das für ein Radverkehrszähler?

Es gibt verschiedene Techniken, um Radfahrende automatisiert zu zählen. Es gibt Zählgeräte mit Induktionsschleifen, mit Schlauchsensoren, mit Radarsensoren mit Kamera und KI und vielleicht noch weitere. Manche Zähler sind für den stationären Betrieb gedacht und haben eine gut sichtbare Anzeigesäule. Andere Zähler sind mobil einsetzbar. Jede Technik hat ihre eigenen Eigenschaften, woraus sich eine bessere oder schlechtere Eignung für unterschiedliche Einsatzbereiche ergibt.

Wir haben uns für einen mobilen Zähler mit Radar-Sensor entschieden. Der Zähler erkennt Objekte, die sich an ihm vorbeibewegen, und erfasst Länge und Geschwindigkeit dieser Objekte. Anhand dieser Daten wird entschieden, ob es sich um Fahrradfahrende handelt oder nicht. Das Gerät wird in einem bis mehreren Metern Höhe an einem Laternenmast oder Pfosten neben der Fahrbahn angebracht. Es braucht freie Sicht auf die Fahrbahn. Je nach Situation am Standort können Radfahrende in einer oder beiden Fahrtrichtungen erkannt werden. Die eingebaute, wiederaufladbare Batterie liefert Energie für etwa zwei Wochen. Für einen Wechsel der Batterie muss die Zählung kurz unterbrochen werden. Die Konfiguration des Geräts sowie das Auslesen der Daten geschehen per Bluetooth mit einem Smartphone.

Welche Stärken und Schwächen hat der Zähler?

Ein Zählgerät mit Radarsensor ist gut für den mobilen Einsatz geeignet. Wie jedes Zählgerät hat es bei genauerem Hinsehen eine Reihe von Vor- und Nachteilen.

Vorteile:

  • Die Montage an einem Mast oder einem Pfosten ist einfach. Es wird nur neben der Fahrbahn bzw. am Rand der Fahrbahn gearbeitet. Es ist kein Eingriff an der Fahrbahn selbst erforderlich, wie das bei Systemen mit Sensoren in bzw. auf der Straße der Fall ist. Die Fahrbahn muss also während der Montage oder Demontage auch nicht gesperrt werden, und es bleiben keinerlei Spuren an der Fahrbahn zurück.
  • Die Radar-Messung ist eine altbewährte, robuste Technik.
  • Die Anschaffungskosten sind geringer als bei anderen Systemen.

Nachteile bzw. Einschränkungen:

  • Der Sensor vermisst die sich bewegenden Objekte nur grob. Kleine Lücken zwischen zwei Objekten z.B. kann er nicht sicher erkennen, so dass die Objekte für den Sensor miteinander verschmelzen. Aus einer Gruppe von Radfahrenden wird so für den Zähler ein einziges längeres Objekt, d.h. Gruppen von Radfahrenden werden nicht genau gezählt, vor allem, wenn die Radfahrenden nebeneinander oder versetzt fahren.
  • Das Gerät misst nur die Geschwindigkeit und die ungefähre Länge der Objekte. Im Gegensatz zu einem Gerät mit Schlauchsensoren oder Induktionsschleifen kann es die einzelnen Achsen eines Fahrrads nicht erkennen.
  • Fußgänger werden meistens gar nicht erfasst, was bei einem Radverkehrszähler gewünscht ist. Wenn aber doch ein Fußgänger erfasst wird, dann wird er anhand der Geschwindigkeit "aussortiert". Das bedeutet aber auch, dass z.B. ein zügiger Jogger nicht von einem langsamen Radfahrenden unterschieden werden kann. Er wird als Fahrrad gezählt. Ein sehr langsam fahrender Radfahrender wird anders herum als Fußgänger gezählt.
  • Roller sind für den Sensor nicht von Fahrrädern zu unterscheiden und werden daher als Fahrrad gezählt.
  • Wird an einer Straße mit Autoverkehr gezählt, kann der Radverkehr nur in einer Fahrtrichtung zuverlässig erkannt werden. Problematisch ist hierbei die Verdeckung von Radfahrenden durch gleichzeitig vorbeifahrende PKW oder LKW, insbesondere bei hoher Verkehrsdichte.
  • Das Gerät arbeitet bei fast jeder Witterung zuverlässig. Bei Starkniederschlägen, wie Gewitterregen, Hagel oder starkem Schneefall, kann es aber vorkommen, dass der Sensor hunderte "Phantomradler" zählt. Bei der Auswertung der Daten müssen daher die Witterungsbedingungen bedacht und Tage mit solchem Wetter außen vor gelassen werden.

Die Eigenschaften des Zählers erfordern, dass man die Konfiguration an den jeweiligen Standort anpasst. Ein Standort mit Rad- und Fußverkehr in beiden Richtungen erfordert andere Einstellungen als ein Standort mit PKW/LKW.

Was kann man zur Genauigkeit der Zählung sagen?

Die oben beschriebenen Eigenschaften des Zählers bedeuten, dass eine 100% genaue Zählung nicht möglich ist. Um zu verstehen, was das in der Praxis bedeutet, haben wir am ersten Zählerstandort im Hainbuchenweg am 22.10.2002 von 12:00 Uhr bis 13:30 Uhr von Hand gezählt. In der Mittagszeit ist es besonders schwer an diesem Standort automatisch zu zählen, weil ab 13:00 Uhr viele Schüler in Gruppen den Heimweg antreten, teils zu Fuß, teils mit dem Fahrrad, und oft über die ganze Wegbreite verteilt.

Über den ganzen Zeitraum betrachtet war die automatische Erzählung überraschend genau: Es haben 135 Fahrräder den Zähler passiert, der Zähler hat in der Summe 134 gezählt. Bei genauerem Hinsehen hat der Zähler genau die zu erwartenden Fehler gemacht: Jogger und Inliner wurden als Radfahrer gezählt. Andererseits kam es zu den erwarteteten Fehlern bei der Zählung von Gruppen. In der Regel wurde einer von zwei Radfahrenden, die nebeneinander fuhren, übersehen. In einem Einzelfall wurde ein Pulk von Schülern (auf dem Rad und zu Fuß) als 7 Radfahrende gezählt, obwohl es nur 3 Radfahrende dabei waren.

Fazit: Auch unten den extremen Bedingungen in der Mittagszeit am Hainbuchenweg hat der Zähler gute Ergebnisse geliefert. Wir erwarten auch an anderen Standorten aussagekräftige Ergebnisse, wobei die Zählerwerte in der Regel etwas zu klein ausfallen werden.

Welche Informationen liefert der Zähler?

Wie bereits erklärt, erfasst der Zähler zunächst Objekte, die sich am Zähler vorbeibewegen, mit Zeitpunkt, Richtung, ungefährer Geschwindigkeit und Länge. Daraus wird die Zahl der Radfahrenden in einem bestimmten Zeitraster ermittelt, also zum Beispiel im Stundenraster. Diese Informationen liegen uns für jeden Tag vor. Hier ein Beispiel:

In den meisten Fällen reicht es aber aus, die Gesamtzahl der Radfahrenden pro Tag zu kennen. Das sieht dann zum Beispiel so aus:

 

Berechnung der Radfahrenden pro Jahr

Die Zahl der täglichen Radfahrenden an einem Standort hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben der Bedeutung eines Streckenabschnitt für den Radverkehr beeinflussen auch die Witterung oder Schulferien das Ergebnis. Wenn man nur für wenige Wochen zählt, hängt das Ergebnis also stark davon ab, in welchen Wochen des Jahres die Messung durchgeführt wird.

Um dennoch Zahlen verschiedener Standorte miteinander vergleichen zu können, setzen wir die Zählerwerte in Bezug zu den Werten des stationären Zählers in Stuttgart Sonnenberg. Diese Daten sind im Internet verfügbar. Wir ermitteln sowohl die Zählerwerte des stationären Zählers für den Zeitraum unserer Zählung, als auch die dortige Gesamtzahl der Radfahrenden in den letzten 12 Monaten. Über einen einfachen Dreisatz ergibt sich daraus eine hypothetische Zahl der Radfahrenden im Jahr an unserem Standort.

Diese Methode eliminiert den Einfluss der Jahreszeit, der Witterung und der Schulferien, ist aber natürlich nicht genau. Der Wert ist geeignet, um zum Beispiel einen Streckenabschnitt mit 200000 Radlern/Jahr von einem Streckenabschnitt mit 150000 Radlern/Jahr zu unterscheiden.

Diese Methode ist aber nicht genau genug, um ein Veränderung der Radfahrenden an einem Standort um wenige Prozent zu erkennen. Dafür wäre es besser, in zwei aufeinander folgenden Jahren zum gleichen Zeitpunkt zu zählen, also z. B. jeweils in den zwei Wochen nach den Herbstferien. Eine längere Messung bringt genauere Ergebnisse, weil der Einfluss der Witterung dann geringer ist. Um einen möglichen Einfluss der Witterung zu verstehen, sollte man historische Wetterdaten aus dem Internet berücksichtigen.

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