Wie stehen die Parteien in Leinfelden-Echterdingen zum Radverkehr?

Am 9. Juni wählt Leinfelden-Echterdingen einen neuen Gemeinderat. Wir haben die Parteien gebeten, Fragen zum Radverkehr und zur Radinfrastruktur in der Stadt zu beantworten.

Wir möchten allen Wahlberechtigten eine Entscheidungshilfe geben: Wie stehen die Parteien zur Verkehrswende mit dem Fahrrad? Welche Verbesserungen bei der Radinfrastruktur können wir mit ihnen erwarten? Werden die Parteien im Gemeinderat konkreten Verbesserungen für den Radverkehr zustimmen?

Frage 1: Was sind die wichtigsten Verbesserungen, die für den Radverkehr in unserer Stadt in der nächsten Wahlperiode umgesetzt werden sollen?

Antwort "Grüne":

Wir brauchen in Leinfelden-Echterdingen ein geschlossenes Radwegenetz. Dies beinhaltet sichere Radwege, die ausreichend beschildert so wie beleuchtet werden. Ein Fahrradschutzstreifen ist hier an vielen kritischen Stellen schlicht nicht ausreichend. Wir werden uns dabei das Niederländische Modell zum Vorbild nehmen. Dafür setzen wir Grüne uns in der nächsten Wahlperiode ein.

Antwort "Freie Wähler L.-E.":

- Verkehrsberuhigung in der Hauptstraße in Echterdingen durch Bau der durchgängigen Nord-Süd-Str. Damit mehr Sicherheit für Radfahrende und Zufußgehende.
- Weiterer Ausbau der Radwege.
- Kein Ausbau von gefährlichen Radschutzstreifen
- Verbesserung der Radwegebeschilderung - teilweise immer noch falsch.
- mehr Radabstellplätze im Bereich der S-Bahn-Haltestellen und Mobilitätspunkte.

Antwort "CDU":

Gesamtheitlicher und durchgängiger Ausbau sicherer Radwegeverbindungen, getrennt von der Straße.

Antwort "SPD":

Mit dem Radverkehrsprogramm besteht ein klares Konzept wie der Radverkehr in LE verbessert werden kann. In der nächsten Wahlperiode soll dies entsprechend umgesetzt werden.

Man bekommt den Verkehr, den man fördert. Unsere Reihenfolge ist: Förderung von Fuß- und Radwegen, Bus/Bahn und dann das Auto.

Antwort "FDP":

Schnelle Entwicklung und Umsetzung eines Radverkehrsprogramms in LE.

Bessere Einbindung der Radfahrenden bei Entscheidungen der Verwaltung.

Wo kann es in LE Fahrradstraßen geben?

Ausbau von echten Radwegen anstatt lediglich Radschutzstreifen.

Vor allem in und zwischen Echterdingen und Leinfelden, Oberaichen und Unteraichen gilt es, attraktivere Radverbindungen herzustellen. In Stetten und Musberg ist zu prüfen, wo die Topografie Verbesserungen zulässt.

Antwort "L.E. Bürger":

Mehr Platz für Radverkehr bedeutet langfristig mehr Radverkehr, weniger Autos, und vor allem sicherer Radverkehr.
Fahrradstraßen, Einbahnstraßenregelungen, damit Platz für Radwege bleibt, oder ggf. Einbahnstraße für Kfz und beide Richtungen für Fahrräder erlauben. Maßnahmen aus dem Radverkehrskonzept zügig umsetzen. Bei Neuordungen immer zuerst an den Fußverkehr denken, dann den Radverkehr, erst zum Schluss Kfz und Stellplätze. Entsprechend mutige Neuordnung bestehender Staßen. Kreativ und mutig neue Wege gehen: Langfristiges Ziel: LE soll das "Paris der Filder werden"!

Antwort "DiB":

Als erstes muss das Radverkehrskonzept, das der Gemeinderat beschlossen hat, konsequent umgesetzt werden. Darin enthalten sind zumindest die ersten Fahrradstraßen. Gleichzeitig muss die Untersuchung für Einbahnstraßen begonnen werden.
Bei der Weiterentwicklung muss der ADFC mit am Tisch sitzen.
Bis jetzt hat immer der Kfz-Verkehr Vorrang, wenn es irgendwo eng wird. Das muss sich ändern.

Frage 2: Sind Sie bereit, sich für eine sichere Radinfrastruktur in der Stadt einzusetzen, auch wenn dies zu Lasten von Parkplätzen geht?

Antwort "Grüne":

Unsere Priorität liegt darauf, den individuellen PKW Verkehr mit besseren Angeboten zu reduzieren. Dazu gehören neben sicheren Radwegen auch ein attraktiver ÖPNV sowie eine gute Fußwegeinfrastruktur. Steht in letzter Instanz eine Entscheidung für einen Radweg, werden wir diesen bevorzugt vor Parkplätzen bauen.

Antwort "Freie Wähler L.-E.":

Wir setzen uns als Freie Wähler immer für die Verbesserung der Sicherheit der Radinfrastruktur ein. Die Verbesserung der Sicheheit ist aber nicht mit einer Reduzierung von ohnehin knappem Parkraum in den Ortskernen zu erreichen. Vielmehr wird die Sicherheit für den Fahrradverkehr durch eine Reduzierung des motorisierten (Durchgangs)verkehrs erreicht. Hier wollen wir durch einen gezielten Ausbau des ÖPNV (Stichwort: Verlängerung U5 bis Echterdingen) und den Bau der durchgängigen Nord-Süd-Str. für eine spürbare Entlastung sorgen. Durch reduzierung der Parkplätze nimmt der Parksuchverkehr noch zu, was Radfahrende zusätzlich in Gefahr bringt.

Antwort "CDU":

Die CDU hat sich in der Vergangenheit bereits für sichere Radinfrastruktur eingesetzt. Beispielsweise war es die CDU im Gemeinderat, die die Verwaltung aufgefordert hat, bei jedem Straßenneubau oder einer Straßensanierung, gleichzeitig auch Radwege sicher auszubauen. Bei der Abstimmung im Gemeinderat gab es dafür leider keine Mehrheit. Eine sichere Radinfrastruktur muss nicht zu Lasten von Parkplätzen gehen. Wir setzen eine intelligente und ideologiefreie Stadtplanung voraus.

Antwort "SPD":

Grundsätzlich ja.

Antwort "FDP":

In der Tat wird der Ausbau sicherer und attraktiver Radverbindungen oder die Schaffung von Fahrradstraße in einigen Fällen zum Verlust von Parkraum führen. In jedem Einzelfall muss dann abgewogen werden, ob die Belange des Radverkehrs den Verlust an Parkmöglichkeiten rechtfertigen. Idealerweise ist aber auch zu prüfen, wo und wie eventuell neue Parkmöglichkeiten geschaffen werden können.

Antwort "L.E. Bürger":

Ja. Anders wird es nicht funktionieren.

Antwort "DiB":

Ja. Mit einem guten Parkplatzmanagement ist das auch zu bewältigen.

Frage 3: In Esslingen, Tübingen, Nürtingen und Stuttgart gibt es bereits Fahrradstraßen. Wann bekommen wir die erste Fahrradstraße in Leinfelden-Echterdingen?

Antwort "Grüne":

Wir setzen uns dafür ein, dass wir in Leinfelden-Echterdingen die erste Fahrradstraße noch vor 2030 einweihen können.

Antwort "Freie Wähler L.-E.":

Fahrradstraßen können nach unserer Überzeugung auch in Leinfelden-Echterdingen umgesetzt werden. Vorschläge macht das Radverkehrskonzept, das sich bereits in der Phase der Umsetzung befindet. Wir gehen davon aus, dass nach sorgfältiger Prüfung aller verkehrlichen und rechtlichen Belange innerhalb der nächsten 2 Jahre bereits mit dem Bau begonnen werden kann. Natürlich ist dies aber auch von der personellen Situation im Tiefbauamt abhängig. Hier wird die Stadtverwaltung dem neuen Gemeinderat einen Fahrplan vorlegen.

Antwort "CDU":

Sowohl die geografische Lage als auch der LKW-Verkehr ist mit den genannten Städten nicht vergleichbar. Unabhängig davon will die CDU Freiheit bei der Verkehrsmittelwahl. Einer Fahrradstraße wird die CDU nur zustimmen, wann das bei allen Beteiligten uneingeschränkte Zustimmung findet. Hierzu wird derzeit eine Möglichkeit in Echterdingen geprüft. Wichtig dabei ist zu wissen, dass bei einer Fahrradstraße, das Fahrrad Vorrang vor Fußgängern und Autos hat. Der Grundsatz auf den schwächeren Verkehrsteilnehmer Rücksicht zu nehmen, wird dabei ausgehebelt.

Antwort "SPD":

Fahrradstraßen sind Bestandteil des Radverkehrskonzepts. Entsprechend gehen wir davon aus, dass in den kommenden Jahren die Eröffnung der ersten Fahrradstraße erfolgt.

Antwort "FDP":

Das aktuelle Radverkehrskonzept LE seht insbesondere auch Fahrradstraßen vor. Unseres Erachtens bietet sich die Goldäckerstraße in Echterdingen wegen der Nähe zu Schulen und wichtigen Einrichtungen wie Sportstätten und Versammlungshallen als Fahrradstraße geradezu an. Auch an die Martin-Luther-Straße wäre zu denken, in Leinfelden eventuell an die Roßbergstraße und/oder die Schönbuchstraße. Der Bau der durchgängigen Nord-Süd-Straße würde zur deutlichen Entlastung vom Durchgangsverkehr in Echterdingen führen. Dann wäre bei Tempo 30 Platz für alle relevanten Verkehre in der Hauptstraße.

Antwort "L.E. Bürger":

Wenn es nach uns geht noch in diesem Jahr. Je schneller desto besser. Und es soll nicht bei dieser einen Fahrradstraße bleiben.

Antwort "DiB":

Hoffentlich noch in diesem Jahr. Wie oben erwähnt, ist dies im Radverkehrskonzept schon vorgesehen. Wir werden den Finger darauf legen, dass dies endlich umgesetzt wird.

Frage 4: Sehen Sie in der Einführung von verkehrsberuhigten Bereichen mit Schrittgeschwindigkeit auf ausgeschilderten Radrouten eine geeignete Maßnahme zur Förderung des Radverkehrs?

Antwort "Grüne":

Nein. Verkehrsberuhigte Bereiche sollen in Schrittgeschwindigkeit befahren werden und Fußgängern und z.B. auch spielenden Kindern Freiräumen im Verkehr ermöglichen. Fließender Fahrradverkehr ist somit nur bedingt möglich und einem gut ausgebauten Radwegenetz, dass wir uns für LE wünschen, nicht gleichwertig.

Antwort "Freie Wähler L.-E.":

Falls Sie damit auf die 80 m-Strecke der Burgstraße in Echterdingen Bezug nehmen, möchten wir Ihnen klar sagen, dass in diesem Bereich ein Miteinander und gegenseitige Rücksichtnahme von Fuß- Rad und Autoverkehr unumgänglich ist. Deshalb haben wir damals im Gemeinderat für die Umsetzung einer Spielstraße gestimmt, sowie es der Mobilitätsbeirat vorgeschlagen hatte. Es handelt sich um die Hauptachse des Fußverkehrs von der S-Bahn in den Ortskern. Die Sicherheit der Fußgänger als schwächsten Verkehrsteilnehmer steht im Vordergrund. Wir halten die kurze Strecke mit Schrittgeschwindigkeit in diesem Bereich auch für Radfahrer zumutbar, zumal in Ortschaften auch Radfahrer langsamer fahren sollten.

Antwort "CDU":

Wenn es um eine schnellen Ausbau des Radverkehrs geht, also ohne zeitaufwendige Planungs- und Genehmigungsabläufe, sind alle Lösungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen. Jedoch verlangen solche Lösungen gegenseitigen Respekt von allen Verkehrsteilnehmern. Verkehrsberuhigte Bereiche sind grundsätzlich Instrumente, die gegenseitige Rücksichtnahme fordern.

Antwort "SPD":

Grundsätzlich nein.

Antwort "FDP":

Das Konfliktfeld zwischen Radrouten und verkehrsberuhigten Bereichen ist uns noch aus den Diskussionen um die Burgstraße in Echterdingen in Erinnerung. Mittlerweile aber zeigt sich, dass es die befürchtete Interessenskollision in der Realität nicht so gibt wie zuvor angenommen. Klar ist, dass in Echterdingen aus Platzmangel keine Radrouten neben der Hauptstraße zu realisieren sind. Das bedingt mehr gegenseitige Rücksicht und Respekt gegenüber allen Verkehrsteilnehmern, damit die Probleme der Mobilität gemeinsam gelöst werden können.

Antwort "L.E. Bürger":

Nein. Auf gar keinen Fall! Wir wollen den Radverkehr ja nicht ausbremsen!

Antwort "DiB":

Nein, denn dann macht die Radroute keinen Sinn.

Wir bedanken uns für die Stellungnahmen.

(Reihenfolge der Parteien gem. "Öffentliche Bekanntmachung der Wahlvorschläge zur Wahl des Gemeinderats am 9.6.2024" aus dem Amtsblatt vom 19.4.2024. Die Parteien haben uns ihre Antworten für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt und sind für den Inhalt verantwortlich.)

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